So eine Erinnerung sollte eigentlich auch die jetzige Generation Nachwuchs mit auf den Weg bekommen, fand er - und will sie jetzt bis mindestens Ende November Donnerstag für Donnerstag im Geißlerhaus liefern: 17 Uhr für Kinder, 19.30 Uhr für Erwachsene. Aktuell auf dem Spielplan: "Der geheime Garten" von 1993 über drei Kinder, die unter merkwürdigen Umständen in einem englischen Landschloss aufeinandertreffen und bald ein wunderbares Geheimnis teilen. Und "Oh Boy" von 2012 mit Tom Schilling in der Hauptrolle, in der er wunderbar verkörpert, was für eine gigantische Zumutung das Erwachsenwerden darstellt.
Programmkino-Filme rücken immer weiter weg
"Hier ist es für alle Filminteressierte schwer, Programmkino-Filme zu sehen", sagt Franz. Zwar würde der Filmpalast in Pirna zuverlässig alle Blockbuster-Filme zeigen, "aber für alles andere sind wir bisher nach Dresden ins Kino in der Fabrik gefahren. Seit das zu hat, bleibt nur das Programmkino Ost." Dafür ist allerdings außer der Fahrt über die Dörfer noch die Durchquerung der gesamten Dresdner Innenstadt nötig.
Dabei ist es spätestens seit der Erfindung des Beamers gar nicht mehr so schwer, Filme vorzuführen. Das Geißlerhaus bietet auch genügend Platz für Leinwand und Zuschauerreihen. "Man redet mit vielen darüber, wie es mit einem Kino wäre, und alle finden das toll", sagt Franz. "Aber letztlich muss es einer ja mal in die Hand nehmen."
Per Workshop zum Filmverführer
In diesem Fall er, Karsten Franz. "Als es im Sommer 2020 so still wurde um die Veranstaltungen, habe ich die Zeit für den Kurs 'Werde Filmverführer:in!' vom Verein Film.Land.Sachsen genutzt", erzählt er. Darin ging es um den gesetzlichen Rahmen rund um öffentliche Filmvorführungen, um Programmgestaltung und die Projektionstechnik.
Vor allem ging es darum, welche Möglichkeiten kleine, oft nur ehrenamtlich tätige Veranstalter haben, überhaupt öffentlich Filme vorzuführen: "Die allerneuesten Filme kann ich natürlich nicht zeigen, da würden viel zu hohe Verleihgebühren anfallen", sagt Franz. Aber da gibt es die Brücke über den Bundesverband Jungen und Film: "Dort kann man Mitglied werden und sich dann aus einem großen Pool Filme bestellen."
Ohne ordentlichen Ton kein Kinogefühl
Pro Film kostet das 40 Euro, dazu kommen 20 Euro für die GEMA und Nebenkosten wie Versandgebühr und der Druck von Flyern und Postern. "Insgesamt 140 Euro, die derzeit noch der Verein Freundeskreis Geißlerhaus trägt", sagt Franz. Perspektivisch kann er den Filmdonnerstag aber nur aufrecht erhalten, wenn er einen anderen Weg der Finanzierung findet.
Das Problem: Eintrittsgeld kann er nicht ohne weiteres verlangen. "Nur, wenn wir als Verein keine kommerziellen Zwecke verfolgen, fallen die großen Verleihgebühren weg", sagt er. Deshalb stellt er Förderanträge - teilweise bereits mit Erfolg: "Die Stiftung Kunst und Kultur der Ostsächsischen Sparkasse hat uns das Geld für den Beamer gegeben." Und über die Leader-Förderung "Silbernes Erzgebirge" konnte er die Lautsprecher finanzieren: "Ohne einen ordentlichen Ton kommt einfach kein Kinogefühl auf."
AG Kino mit Schülern des Glückauf-Gymnasiums Altenberg
Mit den Schülern des Glückauf-Gymnasiums in Altenberg möchte er eine AG Kino ins Leben rufen. "Sie können selbst alles zum Filmvorführen lernen und Filme aussuchen, die sie dann im Geißlerhaus zeigen."
Der Kinobetrieb dort startete am 28. August. Obwohl Karsten Franz als nicht-kommerzieller Filmvorführer außer am Geißlerhaus selbst keine Werbung für sein Programm machen darf, kamen von Anfang an Filmliebhaber zu den Vorstellungen, "auch fremde Gesichter, Großeltern mit ihren Enkelkindern, die noch nie hier waren." Und immer wieder hört er Geschichten von damals, als noch jedes Dorf einen Kinotag hatte.
Autorin: Siri Klose | Foto: Egbert Kamprath